
Ist ein Abschied immer negativ geprägt oder können mit ihm auch Chancen oder positive Aspekte verknüpft sein? Wann werden wir mit ihm konfrontiert? Was macht er mit uns? Wie gehen wir mit ihm um und welche Bedeutung hat er für uns in der Lebensmitte? Auf alle diese Fragen möchte in diesem Artikel eine Antwort finden.
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ToggleAbschied nehmen und loslassen können
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass mir Abschiede und das damit verbundene Loslassen manchmal sehr schwerfallen. Schon wenn ich im Urlaub einen liebgewonnenen Ort verlassen muss, werde ich traurig und fast ein wenig melancholisch.
Auch das Entrümpeln oder Ausmisten meiner Schränke ist für mich ein tieftrauriges Stück Arbeit. An vielen Gegenständen oder Kleidungsstücken hängen Erinnerung, von denen ich mir nur ungern trenne. So entwickelt sich die Entsorgung jedes Mal zu einer echten Herausforderung. Den direkten Weg in den Müllcontainer schafft nur ein winziger Bruchteil der Dinge. Der Rest scheitert kläglich an meinen unwiderlegbaren Gegenargumenten und wandert mindestens bis zur nächsten Entrümpelung wieder zurück in einen meiner überfüllten Schränke. Zu eurer Beruhigung: Von einem Messie-Syndrom bin ich noch meilenweit entfernt, ganz im Gegenteil, ich liebe Ordnung…
Trotzdem würde es mich brennend interessieren: Geht es einigen von euch vielleicht ähnlich wie mir? Bitte schreibt mir gerne eure Erfahrungen, ich freue mich immer über nette Rückmeldungen von euch!
Abschied ist ein fester Bestandteil unseres gesamten Lebens
Das Thema Abschied ist sehr komplex und begleitet uns ein Leben lang. Egal, ob wir uns von Gegenständen, Kleidungsstücken, Beziehungen, Personen, Verstorbenen, Wohnorten, Situationen, Gewohnheiten, Lebensphasen, Umständen, Arbeitsplätzen oder was auch immer verabschieden, es ist jedes Mal eine emotionale Erfahrung. Sie kann sowohl mit positiven Gefühlen wie Hoffnung und Freude, als auch mit negativen Gefühlen wie Trauer, Wut, Angst und Schmerz verknüpft sein.
Betrachtet man die Herkunft des Wortes „Abschied“, so stellt man fest, dass dies eine Ableitung des in früheren Zeiten gebräuchlichen Verbes abscheiden, also „weggehen“ ist und das Substantiv „Abscheid“ die Bedeutung „Tod“ hatte.
Der Tod naher Angehöriger – ein Abschied für immer
Versterben in unserem Umfeld liebe Menschen, so bekommt das Thema Abschied zweifellos noch einmal eine andere, viel tiefere Bedeutung. Dies wurde mir besonders bewusst, als im Sommer 2023 meine Mutter für immer von uns gegangen ist. Das Schlimmste daran war für mich die Endgültigkeit, der ich mich hilflos ausgeliefert fühlte. Kein Weinen, kein Schreien, kein Flehen, kein Beten konnte sie wieder zurückbringen. Ich hatte einfach keine andere Wahl, als das unbegreifliche „nie wieder“ zu akzeptieren.
Doch zu lieben, heißt vor allem auch loslassen zu können, jemanden gehen zu lassen, wenn es keine Perspektive mehr für ihn gibt und der Tod zur Erlösung wird. Wir müssen für immer Abschied nehmen von unseren geliebten Angehörigen, die gemeinsame Vergangenheit hinter uns lassen, uns dem damit verbundenen, furchtbaren Schmerz aussetzen und ihn aushalten. Dies ist ein schwieriger Prozess, mit dem jeder Mensch anders umgeht. Es gibt kein Patentrezept und kein Richtig oder Falsch.
Obwohl der Abschied von einem verstorbenen Menschen sehr belastend sein kann, beinhaltet er trotzdem eine tröstende und positive Komponente, die wir nicht unterschätzen sollten. Es bleibt nämlich einiges zurück von unseren Verstorbenen. Wir tragen es wie einen verborgenen Schatz für immer in unseren Herzen, in unseren Gedanken und Erinnerungen, die uns begleiten wie warme Sonnenstrahlen.
Ist Abschied immer ein Stück weit wie sterben?
Nein, ich denke, dass Abschied zum Glück nicht immer ein Stück weit wie sterben ist. Sicherlich kann er mitunter schmerzhaft und verunsichernd sein. Doch häufig beinhaltet er auch etwas Positives, zum Beispiel die Vorfreude auf einen neuen Lebensabschnitt oder einen Neuanfang. Immer, wenn sich an einer Stelle eine Tür schließt, öffnet sie sich an anderer Stelle wieder. Ein Abschied bietet uns sogar die Möglichkeit, unser Buch des Lebens neu zu schreiben, bewusster zu leben, unsere Lebenszeit intensiver zu genießen, uns weiterzuentwickeln und die Erinnerung an vergangene schöne Dinge aufrecht zu halten.
Die Bedeutung des Abschieds in der Lebensmitte
Vielleicht werdet ihr euch jetzt fragen, was das Thema Abschied eigentlich mit einem zufriedenen Leben in der Mitte des Lebens zu tun hat?
Die Lebensmitte ist die Phase zwischen dem 40. und 65. Lebensjahr. Während dieser Zeit durchleben wir Frauen zusätzlich die Menopause. Dieser gesamte Zeitraum ist geprägt von Selbstreflexion, Selbstfindung und Veränderung. Wir blicken auf unser bisheriges Leben zurück, betrachten kritisch das, was wir bisher erreicht haben, was wir noch erreichen möchten und auch das, was wir vielleicht nicht mehr erreichen können. Wir setzen uns mit dem Älterwerden auseinander, bemerken vielleicht, dass sich unser Körper verändert hat und mehr Aufmerksamkeit braucht. Vielleicht verändern wir deshalb sogar unseren Lebensstil, unsere Ernährung sowie unser Aktivitäten- und Freizeitprogramm.
Auch in unserem familiären Umfeld kann es zu Veränderungen kommen. Erwachsene Kinder ziehen vielleicht aus dem Haus aus, Eltern werden pflegebedürftig oder versterben, Freundschaften oder die eigene Partnerschaft zerbrechen. Manche Frauen wagen einen kompletten beruflichen Neustart oder steigen nach der Familienphase wieder voll in den Job ein. Andere Frauen treten beruflich kürzer oder bereiten sich schon auf den wohlverdienten Ruhestand vor. All diese Situationen sind unmittelbar mit einem Abschied verknüpft.
Abschied als Chance für einen Neuanfang
Sicherlich klingt es erst einmal frustrierend, wenn wir uns gerade in der Lebensmitte von so vielen Dingen und Gewohnheiten verabschieden müssen. Aber mit jedem Abschied ist auch immer die Chance eines Neuanfangs verbunden. Nur, wenn wir den Mut haben, Vergangenes loszulassen, sind wir frei für Veränderungen und können unser Leben nach unseren Wünschen modifizieren oder je nach Lebenssituation sogar komplett neu gestalten. Wir können Erinnerungen und gelernte Lektionen aus der Vergangenheit mitnehmen und zuversichtlich in die Zukunft schauen.
FAZIT
Abschiede gehören nicht nur zum gesamten Leben dazu, sondern prägen auch unsere Lebensmitte. Doch birgt jeder Abschied auch die Chance auf einen Neuanfang. Mit 50plus stehen uns noch alle Türen offen. Wir befinden uns in der Blütezeit unseres Lebens, haben eine große Portion Lebenserfahrung gesammelt und viele unserer Ziele erreicht. Trotzdem sind wir noch jung und fit genug, neue Wege einzuschlagen und Dinge in unserem Leben nach unseren Vorstellungen zu verändern.
Alles, was wir tun müssen, ist, diese Chance zu ergreifen, uns nicht länger selbst zu sabotieren, alle Zweifel, Ängste und Ausreden zur Seite zu schieben und uns von „alten Zöpfen“ zu trennen. Stattdessen sollten wir einfach positiv und zuversichtlich in die Zukunft blicken, neue Pläne schmieden, unser Glück selbstbewusst in die Hand nehmen, immer an uns glauben und unseren eigenen, ganz individuellen Weg gehen. Wenn nicht jetzt, wann dann?!
Ich wünsche euch alles erdenklich Gute auf eurem neuen mutigen Lebensweg!
Herzlichst
Eure Birgit